A. Bedeutung des Lateinischen

Die weitaus wichtigste Sprache der indoeuropäischen Sprachfamilie - wahrscheinlich sogar die bei weitem wichtigste Sprache auf der Welt überhaupt - ist das Lateinische, die Sprache Roms und der umliegenden Provinzen.

Aus dem Lateinischen sind sämtliche romanischen Sprachen hervorgegangen. Das Lateinische ist nichtnur eine wichtige Literatursprache , sondern hat darüber hinaus eine überragende Bedeutung für die Entwicklung der Sprachen auf der gesamten Welt. Die romanischen Sprachen sind heute über die ganze Welt verteilt.

An dem Lateinischen und den romanischen Sprachen kann man die Ausbreitung von Sprachen und die dabei auftretenden Gesetzmäßigkeiten sowie die zeitliche Entwicklung und Veränderung von Sprachen im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende hervorragend verfolgen.

Keine andere Sprache ist so eingehend untersucht worden wie das Lateinische und seine Tochtersprachen, die romanischenSprachen. Wegen dieser herausragenden Bedeutung des Latein für wichtige lebende Sprachen sowie für die Sprachwissenschaft allgemein wird sie hier eingehender dargestellt. Interessant sind auch die Zusammenhänge in der Grammatik zwischen der lateinischen Sprache und ihren Tochtersprachen.

A. Verbreitung der romanischen Sprachen

Die sog. romanischen Sprachen sind aus dem (gesprochenen) Lateinisch hervorgegangen. Die wichtigsten romanischen Sprachen sind:

  • Französisch (ca. 80 Mill. Sprecher)
  • Italienisch (ca. 55 Mill.)
  • Spanisch (ca. 300 Mill.)
  • Portugiesisch (ca. 170 Mill.)

Romanische Sprachen werden weltweit von etwa 650 Millionen Menschen gesprochen, wobei jedoch die Hälfte dieser Sprecher über eine zweite Muttersprache verfügt. Weitere romanische Sprachen sind vor allem rumänisch (ca.21 Mill. Sprecher) und Katalanisch (im Nordosten Spaniens, ca. 8 Mill.), sowieein rundes Dutzend kleinerer Sprachen (wie z.B. Rätoromanisch in der Schweiz und Norditalien, ca. 40.000)

Die romanischen Sprachen haben durch ihren gemeinsamen Vorläufer,dem Lateinischen, einen einheitlichen Grundwortschatz. Während man diese Gemeinsamkeiten heute kaum noch hören kann, erkennt man sie deutlich am Schriftbild, wie man an folgendem Beispiel (dem Zahlwort fünf) sieht:

  • cinq (französisch),
  • cinque (italienisch),
  • cinco (spanisch),
  • cinco (portugiesisch),
  • cinci (rumänisch).

Die romanischen Sprache sind nicht auf Europa beschränkt. In Lateinamerika befindet sich große romanischeBevölkerungsgruppen: So wird Spanisch in 19 lateinamerikanischen Staaten (u. a. Argentinien, Chile, Bolivien und Peru) gesprochen. Größere romanische Bevölkerungsgruppen finden sich weiterhin in den USA, in Kanada und in einigen unabhängigen afrikanischen Staaten.

Die romanischen Sprachen sind besonders für die historische Sprachwissenschaft von großem Interesse, da ihre Erforschung Entwicklung einer Sprache über einen Zeitraum von rund 2.500 Jahren widerspiegelt.

B. Latein als Literatursprache.

 Die ältesten Zeugnisse in Lateinisch sind Inschriften aus dem 6. Jahrhundert v. Chr., die frühesten literarischen Werke stammen aus dem 3. Jahrhundert v. Chr.

Es gibt eine ungeheuer reichhaltige lateinische Literatur. Sie reicht von der

  • Poesie (Ovid, Horaz) über
  • Sachbücher (Cato der Ältere: De agri cultura, Über die Landwirtschaft),
  • Philosphie (Seneca, u.a.) und
  • gemischte Bücher (Caesar, De bello gallico, Über den gallischen Krieg)
  • politische Werke (Cicero, De coniuratione Catilinae - Über die VerschwörungCatilinas) ,
  • historische Bücher (Vergil, Aeneis)sowie
  • völkerkundliche Werke (Tacitus, Germania) bis hin zu
  • Kochbüchern (Aspicius) und Alltagsprosa.
  • Die Historia Naturalis von Plinius dem Älteren blieb über Generationen hinweg ein
  • Standardnachschlagewerk der Naturkunde

Die schon von den römischen Schriftstellern entdeckten bzw. entwickelten Stilmittel haben zeitlose Gültigkeit und werden noch heute in der Politik, in der juristischen Auseinandersetzung, aber auch im Privatleben häufig, fast ständig eingesetzt (z.B. Ironie, Metapher, Parenthese, Sarkasmus). Man gebraucht auch heute noch überwiegend ihre lateinischen Bezeichnungen.