Geschichtlicher Überblick
1. Die britannische (“vor-englische”) Periode (bis ca. 449 n.Chr.)
Britannien war seit der Besiedlung durch die Indogermanen von keltischen Stämmen (vor allem Briten) bewohnt, die einen keltischen Dialekt des Indogermanischen sprachen.
Das Keltische war damals in Europa weit verbreitet. Es wurde vor allem in West- und Südeuropa gesprochen, insbesondere in Britannien Spanien und dem heutigen Frankreich.
Als die Römer Britannien (nach 2 vergeblichen Versuchen durch Cäsar im Jahr 53 / 52 v.Chr.) rund 100 Jahre später (um 50 n.Chr.) eroberten und dort 300 Jahre lang herrschten, verlief die sprachliche Entwicklung jedoch anders als in anderen eroberten Gebieten.
In Britannien wurde Latein nämlich nicht zur Landessprache, wie es praktisch im gesamten römischen Reich (mit Ausnahme des Einflußgebietes der griechischen Sprache) der Fall war. Vielmehr behielten die dortigen Menschen - anders als z. B. im Gebiet des heutigen Frankreich, Spanien und Portugal - ihre Sprache, die heute als britisch oder britannisch bezeichnet wird.
Um das Jahr 400 n.Chr. wurden die römischen Truppen in Britannien auf das europäische Festland zurückbeordert, um die hier stationierten Truppen im Kampf gegen die eindringenden Germanenstämme zu unterstützen. Damit endete praktisch der Einfluss der römischen Kultur und Sprache.
2. Die altenglische Periode (449 - 1066 n.Chr.)
Noch im gleichen Jahrhundert wurden die Briten aus zwei Richtungen angegriffen, nämlich von Norden und von Osten.
Den Norden , der nie in römischer Hand gewesen war, besetzten die Iren, die eine völlig andere keltische Sprache sprachen. Der heutige Nachkomme der irischen Sprache dort wird heute meist als schottisch-gälisch bezeichnet.
Die einschneidendste Invasion erfolgte von Süden und Osten (dem heutigen Süddänemark und Norddeutschland) durch germanische Horden die Altenglisch, also eine Variante des Westgermanischen, sprachen.
Diese stießen auf der Insel nur auf geringen Widerstand. Es wird sogar berichtet, daß die ersten Germanen im Jahr 449 mit 3 Schiffen gekommen waren, weil die Briten sie um Unterstützung gegen die irischen Invasoren aus dem Norden und Westen gebeten hätten bäuerliches Leben
Weitere Germanen folgten. Die meisten gehörten zu 2 Gruppen: den Angeln und den Sachsen. Sie breitete sich schnell über den größten Teil der Insel aus. Nach anderthalb Jahrhunderten (um das Jahr 600) beherrschten sie bereits fast ganz England. Die Briten wurden nach Wales und Cornwall zurückgedrängt, und die Iren konnten sich in Schottland behaupten
Im Lauf der Zeit entfernte sich das Altenglische, das die germanischen Eroberer mitgebracht hatten, immer mehr von den auf dem Kontinent gesprochenen Formen, wobei sich regionale Dialekte entwickelten. Im 9. Jahrhundert setzte sich schließlich einer der Dialekte in der Prosa durchgesetzt, zum Teil durch den Einfluß des Königs Alfred, der als erster über ganz England herrschte.
Sprachwechsel Keltisch ---> Altenglisch
Überraschenderweise fand nun in dem gesamten eroberten Gebiet ein Sprachwechsel statt. Die Germanen schafften es in weniger als 300 Jahren, ihre Sprache durchzusetzen, was den Römern (in einer vergleichbar langen Zeit) mit ihrer Sprache nicht gelungen war.
Den Grund kennen wir nicht genau. Vermutlich waren sie so erfolgreich, weil sie in größerer Zeit kamen und das Land selbst bestellen und sich dort niederlassen wollten. Vielleicht vertrieben sie die Briten auch systematisch oder töteten sie. Man weiß hierüber nichts Genaues.
Fest steht aber, daß die neuen Staaten kein Brauchtum der Römer oder auch der Briten übernahmen. Es waren schlicht und einfach germanische Königreiche.
In einem Text, der vermutlich aus dem 10. Jahrhundert stammt, wird die Situation auf der Insel zusammengefaßt:
Brittene igland is ehta hund mila lang & twa hund brad, & her sind on Pis iglande fif gebeode: Englisc & Brittisc … & Scottisc & Pyhtisc & Boc Leden.
Die Wort-für-Wort-Übersetzung in Neuenglisch lautet:
Britain’s island is eight hundred miles long and two hundred broad, and there are on this Island five languages:English and British ... and Scottish and Pictish and Book Latin.
Auch wenn der Text ohne die Übersetzung nicht einfach zu entschlüsseln ist, läßt er sich Wort für Wort in Neuenglisch übertragen, und die Parallelen zum Deutschen sind klar zu sehen. Die Verwandtschaft der meisten Wörter ist offenkundig, manche sind auch identisch. Es handelt eindeutig um eine alte Form von Englisch und auch von dem zeitgenössischen Autor wird sie als „Englisc" bezeichnet.
3. Die mittelenglische Periode
Die Eroberung Englands durch die Normannen nach der Schlacht von Hastings im Jahr 1066 (durch Wilhelm, den Herzog der Normandie und späteren König Wilhelm I., den Eroberer) bewirkte u.a. einen Sprachwechsel in der gesamten Führungsschicht.
In der Folgezeit wurden die meisten englischsprachigen Lords, Bischöfe, Äbte und andere bedeutende Personen abgesetzt und/oder vertrieben, und durch französisch sprechende Normannen ersetzt. Schriftsprache wurden nun Latein und Französisch.
So hatten die beiden gesprochenen Sprachen bald unterschiedliche gesellschaftliche Rollen. Nach einigen Generationen sprachen die Angehörigen der oberen Gesellschaftsschichten - unabhängig von der Sprache ihrer Vorfahren - ganz überwiegend Französisch, während die unteren Schichten nach wie vor Englisch benutzten und wenig oder gar kein Französisch konnten.
4. Die neuenglische Periode
Eine deutliche Zäsur bildet der hundertjährige Krieg zwischen Frankreich und England (1337 - 1453). Ab dem späten 15. Jahrhundert wird Englisch wieder zur wichtigsten Sprache Englands.
Soweit der geschichtliche Überblick. Auf den folgenden Seiten einige ergänzende, vertiefende Details.