Typische Ängste

Typische Ängste vor dem Lernen von Fremdsprachen

Die meisten Menschen haben Angst, eine neue Sprache zu lernen. Es sind, wie in dem sehr lesenswerten Buch "Die 7 Siebe" dargestellt, meistens folgende 5 Gründe.

Das Buch Horst G. Klein, Tilbert D. Stegmann - EuroComRom - Die sieben Siebe
Romanische Sprachen sofort lesen können
(ISBN: 978-3-8265-6947-0) wurde im Shaker Verlag veröffentlicht. Es kostet im Buchhandel (mit CD-ROM) 26,00 €.

1. Ich bin zu alt. Nur als Kind kann man eine Sprache lernen.

Damit unterschätzt man die Lernfähigkeit des Erwachsenen. Zwar bringt ein Kind gewisse Vorteile mit, wenn es die erste Sprache lernt (viel Zeit, viel spielerischer Energie). Diese Vorteile werden von den Vorteilen, die ein Erwachsener mitbringt, jedoch mindestens aufgewogen: ein Erwachsener hat einen wesentlich größeren sprachlichen Erfahrungsschatz und erreicht hierdurch eine schnellere Lernprogression als ein Kind, insbesondere wenn er sich motiviert und intensiv einer Sprache zuwendet. Außerdem:

Außerdem: So schnell geht es beim Kind ja auch nicht (in der Regel dauert der Spracherwerb 1 bis 2 Jahre). Wenn ein Erwachsener sich auch nur 3 - 6 Monate mit der gleichen Intensität wie ein Kind um eine Sprache bemüht, hat er mindestens die gleichen Erfolge.

2. Ich bin sprachunbegabt.

„Sprachunbegabung“ gibt es nicht (außer bei Störungen von Gehirnfunktionen). Jeder Mensch hat seine Muttersprache gelernt, ebenso kann er weitere Sprachen lernen. Hierbei wird immer vergessen, dass der Erwerb der Muttersprache ein komplexer und langwieriger Prozess gewesen ist und dass im Vergleich dazu der Erwerb weiterer Sprachen manchmal geradezu rapide vonstatten geht. Hinter der Ausrede „Unbegabtheit" hört sich meist eine fehlende Motivation oder mangelnder Mut.

3. Ich komme durcheinander, wenn ich noch eine ähnliche Sprache dazu lerne. Ich habe Angst vorm Mischen.

Der Kopf eines Menschen ist größer als man glaubt. Man kann sich ja auch Hunderte von Lieblingsliedern, Schauspielern oder ähnlichem merken. Das Gehirn ist kein Hohlraum, der irgendwann voll ist. Außerdem gibt es Millionen von Menschen, die 3-10 Fremdsprachen beherrschen, und es gibt erstaunlich viele Menschen, die mehrere Dutzend Fremdsprachen sprechen.

Außerdem ist das Vermischen“ von Worten kein Nachteil, sondern ein großer Vorteil. Gerade die Ähnlichkeit vieler Sprachen in Europa erleichtert das Sprachenlernen ungemein. Man muss sich nur vorstellen, wie nachteilig es ist, unserer europäischen Sprachen nicht mit Sprachen wie Chinesisch, Japanisch oder Arabisch "mischen" zu können, weil praktisch keine Wortverwandtschaften bestehen. Die anfängliche Ungewissheit über die genaue Schreibweise ist praktisch belanglos. Bei der weiteren Befassung mit der neuen Sprache wächst die Sicherheit und man entwickelt ein Gefühl dafür, welche Wörter, Laute und Strukturen zur jeweiligen Sprache gehören.
 
Man muss sich vor Augen halten: Dass man sich zu Beginn des Lernens einer anderen Sprache bekannte Wörter einer bereits beherrschten Sprache ausleihen kann, ist kein Nachteil, sondern eine große Erleichterung!

4. Wenn ich eine neue Sprache lernen, kann ich meine andere Fremdsprachen nicht mehr.

Dies ist nicht ganz von der Hand zu weisen: Wenn man eine neue Sprache lernt, tritt die bereits erlernte, ähnliche Sprache in den Hintergrund. Vor allem wenn man sich in dem betreffenden Land befindet, wo man die neue Sprache lernt - aber nicht nur in diesem Fall - muss man sich erst umstellen.

Allerdings: Die Umstellung dauert in der Regel nur kurze Zeit. Schon bald fühlt man sich in der früher gelernten Sprache wieder zuhause, und die Sprache wird flüssiger. Das gilt auch für länger nicht benutzte Sprachen.

Mit anderen Worten: Was man einmal gelernt hat, verlernt man nicht dadurch, dass man noch etwas anderes dazu.

5. Ich traue mich nicht, eine Sprache zu sprechen, solange ich sie nicht korrekt kann.

Das ist verständlich. Auch der Verfasser dieses Beitrages hat dieses Problem.

 Der Sprachenunterricht in der Schule hat uns mit rot angestrichenen Fehlern, schlechten Noten und belehrenden Korrekturen (nicht Ermunterungen) einen Perfektionismus anerzogen, von dem man sich unbedingt trennen muss.

Es ist wichtig, es immer wieder zu versuchen, auch wenn man Fehler macht. Der Gesprächspartner wird einen verstehen. Er kann als Muttersprachler selbst über bruchstückhafte, unvollständige „Brocken“ den Sinn des Gesagten erschließen. Wir können dies ja auch, wenn wir mit einem kleinen Kind oder einem Ausländer spreche.

 Und er wird große Sympathie empfinden, dass jemand sich bemüht, sich in seiner Sprache mit ihm zu verständigen. Diese Erfahrung hat der Autor immer wieder in Frankreich gemacht, wo die Franzosen sich selbst über rudimentäre, fehlerhafte Sprachversuche eines Ausländers freuen. Sie erwarten gar nicht - anders als in anglophonen Ländern -, dass man ihre Sprache spricht, sei es perfekt oder bruchstückhaft.