Geschichtliches
Die Romanisierung Galliens vollzog sich in 2 Etappen:
1. Etappe: 125 - 118 v. Chr.: Eroberung Südgalliens
Mit der Gründung der Festung Aquae Sextiae (> Aix-en-Provence) im Jahr 122 v. Chr. und von Narbonne (118 v.Chr.) entstehen 2 bedeutende regionale Zentren. Unter Kaiser Augustus( 63 v. Chr. - 14 n. Chr.) wurden große Teile des Südens in der neuen Provincia Gallia Narbonensis administrativ zusammengefaßt. Die Romanisierung dieser Provincia (>Provence) wird die sprachliche Grundlage für die Herausbildung des Okzitanischen.
[Das Zeichen: > bedeutet in der Linguistik: wird zu ..., entwickelt sich zu ...]
2. Etappe: 58 - 51 v. Chr.: Eroberung Nordgalliens
Die Romanisierung des restlichen Galliens begann mit der Eroberung Nordgalliens durch Cäsar (De bello Gallico). Damit kam Gallien bis an den Rhein unter römische Oberherrschaft. Es werden neue Provincen (Aquitania, Belgica, usw.) und Städte (Lugdunum (>Lyon), Augusta Treverorum (>Trier)) gegründet.
Die Latinität dieser Provinzen wird die Basis für das sich herausbildende Französisch und seine Mundarten. Es begann eine etwa 400 Jahre dauernde Periode der Zweisprachigkeit (Bilinguismus). Zunächst übernahmen die mit den Römern kollaborierenden Oberschichten, dann aber auch die ländliche Bevölkerung allmählich das prestigeträchtige Latein als Verkehrs- und Umgangssprache . Im wesentlichen entzogen sich lediglich die geographisch schwer zugänglichen und sonst abgelegenen Gebiete (wie das Massif Central) noch längere Zeit der Romanisierung.
Bis zum Zusammenbruch des Römischen Reiches im Jahr 395 n. Chr. (Teilung in ein Westreich (Rom), das 456 n.Chr. vernichtet wurde, und ein Ostreich (Konstantinopel/Byzanz)) hatte sich die lateinische Sprache praktisch vollständig durchgesetzt. Es war Muttersprache, Umgangssprache und Verwaltungssprache. Die keltischen Dialekte wurden allenfalls noch - wie etwa heute das Baskische oder das Bretonische) in abgelegenen Randgebieten als Zweitsprache benutzt.